|
Bastard Operator from Hell 2
Ich sitze wie üblich an meiner Konsole.
Ein Benutzer ruft an. "Hallo, Kontrollraum.
Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?"
sage ich. "Ich komme nicht in meinen Account"
nuschelt es am anderen Ende. "Wie lautet
bitte Ihr Username?" frage ich. Sie gibt
mir ihren Usernamen. Ich schaue in ihren Account. "Kein
Problem, da war nur ein nicht-ausführbares
login file. Ich hab's richtig gestellt. Jetzt sollten
Sie ohne Probleme 'reinkommen:" "Danke." "Kein
Ursache. Schönen Tag noch!" HHH?! fragen
Sie sich jetzt. Ist der BASTARD OPERATOR FROM HELL
endlich zum Guten bekehrt worden? Hat er aufgegeben??
REIF FÜR DIE KLAPPSMÜHLE??? Naaah.
Der BASTARD OPERATOR FROM HELL wird ab heute überwacht.
Alle Aktionen im Mainframe werden automatisch protokolliert.
UND WENN DAS PASSIERT, werde ich normalerweise auch
abgehört! Also muss ich hübsch brav sein,
bis ich die Bugs entdeckt habe. Sollte nicht allzu
lange dauern - vertrauen Sie mir! Ah. Da haben wir
schon eins. Im Telefonhörer, klar. Aber der
Boss ist einer von der witzigen Sorte. Ich wette,
da sind noch mehr. Ahja, ein anderer unter dem Telefon
und ein dritter in meinem Keyboard. Zeit für
eine kleine Kaffeeschlacht. Drei auf einmal....
hmmm. Ich bringe mal besser die ganze Kanne und
warte auf Zeugen. Der System Manager kommt herein. "Wo
bleibt der Bericht, den ich gedruckt habe?"
fragt er mit saurer Miene - er ärgert sich
offensichtlich, dass ich mich am Telefon noch nicht
ans Messer geliefert habe. Widersacher identifiziert!
Wie der Direktor der "BASTARD OPERATOR SCHOOL"
(ich!) immer zu sagen pflegt: "Es gibt kein
Problem das sich nicht lösen lässt, indem
man die Benutzerprozesse killt, alle ihre files
löscht, ihre Accounts sperrt und ihre tatsächlichen
Einnahmen dem Finanzamt zukommen lässt." Ich
ziehe den Ausdruck unter der Kaffeekanne hervor,
wo ich plaziert hatte und die Kanne ergiesst sich
über Telefone und Keyboard. Aus irgendeinem
Grund standen beide übereinandergestapelt in
der Nähe. "Uuuups!" sage ich.
Entsetzen malt sich auf meinem Gesicht. Sein Gesicht
sagt mir, dass ich richtig lag. "Glauben
Sie ja nicht, dass Sie damit davonkommen, Simon",
knurrt er und stampft hinaus. Ich schalte den Ethernet
Monitor ein und beobachte die Pakete, die aus seinen
Pc kommen. Ah. Ein Memo geht an den Laser im Büro
des Direktors. Inhalt: Beendigung meines Kontrakts,
fristlos. Ich mache schnell ein paar notwendige
Änderungen an dem File, solange es im Spooldirectory
liegt und lasse es dann an seine ursprüngliche
Adresse weitergehen. Ich starte mein Programm 'endzeit',
das -522 auf den PC knallt und der Mainframe macht
sich in die Hose. Später, beim Booten, entferne
ich das lästige Logging. Als nächstes
gehe ich in den Kabelraum und stecke meinen Walkmankopfhörer
in den freien RS232 Port aus dem Büro des Direktors.
Es ist erstaunlich, wie leicht man bugs ausstreuen
kann, wenn man weiss, wo die Datenleitungen laufen! Direktor:
"Sind Sie sicher?" SysMgr: "ABSOLUT
SICHER!" Direktor: "Und Sie wollen
es sich nicht nochmal überlegen?" SysMgr:
"AUF KEINEN FALL!" Direktor: "Nun
gut, ich werde es sofort an die Personalabteilung
weiterfaxen..." SysMgr: "HERVORRAGEND!" Zwei
Sekunden kommt der Systemmanager herein. Er lächelt.
Es sieht aus wie das Lächeln eines grossen,
satten Haifischs. "Tja, ich werde Sie vermissen,
Simon...", beginnt, noch ganz erfüllt
von der eben geleisteten Entscheidung. "Oh?"
sage ich zuckersüß und heuchele Neugier.
"Wohin gehen Sie denn?" "Nein,
Simon", sagt er genussvoll, "Sie gehen:" "Eine
BEFÖRDERUNG!" sage ich. "Sie haben
endlich diesen Brief an den Direktor geschickt,
dass er ein gottverdammtes Arschloch ist und dass
Sie aufhören?" "Nein..." "Sind
Sie sicher? Der ist aber viel besser als der über
meine Entlassung..." "W..." Seine
Pupillen weiten sich eine kleine Idee. Es ist, als
ob man ein Walross mit dem Sofakissen erschlagen
würde. Er rast los, um das Fax zu stoppen.
Nur, nachdem er gerade gekündigt hat, >klickediklackedi<
funktioniert sein card key nicht mehr ... Anfänger... Das
Telephon klingelt. Es ist derselbe wie vorhin. "Ich
komm' jetzt in meinen Account, aber ich hab' keinen
Speicherplatz mehr auf der Platte..." "Moment,
ich schau, was ich tun kann." >klickediklackedi< rm
-r *
Ich fahre zur Arbeit und klebe hinter diesem
alten Trottel, der klassische SLOW DRIVER FROM HELL.
Sein Tacho hat bei 20 die rote Linie und kommt ins
Schlingern, wenn er die Kurven mit mehr als 5 km/h
nimmt. Ich verbrauche ein halbes Kilowatt
in meiner Hupe, aber sein Hörgerät ist
anscheinend auf Flüstern eingestellt. Keine
Chance vorbeizukommen! Ich memoriere sein Kennzeichen.
Genau genommen tue ich das seit fünfzehneinhalb
Minuten sechzigmal in der Minute. Mannomannomann... Ich
denke, da ist wieder mal ein Anruf in Flensburg
fällig. Vielleicht könnte man auch den
Wagen als gestohlen registrieren. Gestohlen von
Waffenhändlern aus den vorderen Orient. Gefährlich... Endlich
in der Arbeit blättere ich als erstes den Ausredenkalender
um. "ELEKTROMAGNETISCHE STRAHLUNG VON FUNKTIONSUNTÜCHTIGEN
SATELLITEN". Klingt gut; vielleicht wird es
doch noch ein netter Tag. Ich logge mich als "FUCKYOU"
ein (der Kummerkasten-Account für die Benutzer)
und rufe die mail auf. Drei Nachrichten sind drin.
Die erste hat 117 Zeilen, eine Plaudertasche offensichtlich. Sch....,
ich hasse das! Anstatt einfach zu sagen: "Der
und der Account braucht mehr Speicherplatz"
fangen sie an zu erzählen über was für
einen Mist sie für welchen idiotischen Dozenten
zu forschen haben und dass es schon gestern hätte
fertig sein sollen, und dass sie's auch geschafft
hätten, aber dann hatte die Kusine dritten
Grades plötzlich einen Magendurchbruch und
einen riesigen Blutverlust und mußte ins Krankenhaus
gebracht werden... usw usw. Ich lösche
die Mail unbesehen. Die zweite Mail stammt offensichtlich
von jemandem, der nicht mit dem Mailprogramm umgehen
kann. Da ist nur der Header, aber keine Nachricht.
Ich antworte mit direktem Reply: "Keine Sorge,
wir kümmern uns darum, am nächsten Dienstag."
Hoffentlich war's was Wichtiges! Die dritte Mail
hebe ich mir für morgen auf. Samstag wäre
ein gar zu langweiliger Tag - sollte ich jemals
am Samstag arbeiten müssen!
Das Telephon klingelt. Ich dachte, das hätte
ich 'repariert'! Ich klemme mir den Hörer unters
Kinn, damit ich gleichzeitig die Pizza in die Mikrowelle
schieben kann. "Ja?", rufe ich hektisch. "Irgendetwas
stimmt nicht mit meiner Bootdisk. Ich kann den Server
nicht erreichen." "Haben Sie das Laufwerk
dabei?" "Klar!" Ich hole mir
die Disk und stecke sie zusammen mit der Pizza in
die Mikrowelle. Fünf Minuten ULTRA-NUKE! Sechs
Minuten spaeter ruft er wieder an. "Es funktioniert
immer noch nicht, aber jetzt höre ich auch
noch komische Geräusche aus dem Laufwerk und
es riecht irgendwie angebrannt." Angebrannt?
Ich untersuche den Boden meiner Pizza. Naaah, nix
angebrannt. Dem Jungen geht nur die Phantasie durch! "Oh,
Sch....", sage ich, " das sind wieder
diese Störstrahlungen von ausgemusterten Satelliten." "Tatsächlich?
Davon hab' ich auch schon gehoert..." Wow! "Aha!
Tja, ich schaetze, Sie muessen sich 'ne neue Bootdisk
zulegen..." "Oh. Naja, macht auch nix.
Die alte hätte es sowieso nicht mehr lange
gemacht. Danke." "Keine Ursache. Und
denken Sie immer daran, den Virenchecker FDISK ab
und zu laufen zu lassen, wenn Sie wichtige Daten
auf Ihrer Disk haben..." "Werd' ich
machen. Danke!" "Alles klar - ist nur
mein Job!" Racing läuft viel zu langsam
für einen erfahrenen Spieler; also kille ich
eben mal alle Database Prozesse, die sich den Löwenanteil
an CPU holen, und gebe Racing Priorität -10.
Besser, viel besser. Verdammt hart, so an der vordersten
Front: Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit... Ich
gönne mir einen schnellen 2-Stunden-Snack in
der Cafeteria. In der Cafeteria sind immer alle
ganz reizend zu mir. Zumindest seit es mal diesen
dummen Computerfehler gegeben hat, der ihre Küche
als Organ-Aufnahme-Station registrierte - ziemlich
lästig! Ich schnappe mir noch ein paar Cokes
und Crackers und mach' mich auf den Rückweg,
diesmal durch die Anfänger Labs. Informatik,
erstes Semester. Ich schaue durch das Guckloch an
der Tür: Ein ganzer Hörsaal voller Frischlinge
ohne Dozenten. Das kann nicht angehen! Ich stosse
energisch die Schwingtüre auf und marschiere
zur Tafel. "Es geht los, Herrschaften! Ich
darf um Ruhe bitten. Sie dahinten, ja Sie, Sie sorgen
dafür, dass uns niemand stört. Blockieren
Sie einfach den Eingang. Wer zu spät kommt,
soll sich das für's nächste Mal merken.
Also, ich bin ihre Vertretung heute und wir wollen
jetzt mal den üblichen Kram, den Sie sonst
machen beiseite lassen und uns über ein paar
fundamentale Befehle aus der Praxis unterhalten.
Wir beginnen mit einer der wichtigsten Funktionen
überhaupt, dem REMARK- Befehl, oder, wie er
allen Kenner bekannt ist, 'rm *' ..." Ich
hätte vielleicht doch besser Professor werden
sollen - ich hab' den richtigen Draht zu den jungen
Leuten, wissen Sie... Ich soll als Experte in einer
Vorlesung "Grundlagen Systemverwaltung"
auftreten; so steht es in der Einladung. Also überlasse
ich den Kontrollraum den bewährten Händen
von Sam, dem Hausmeister, und gehe hinüber.
Die Vorlesung laeuft wie am Schnürchen. Gegen
Ende verkündet der Dozent, dass die Studenten
"nunmehr 10 Minuten Gelegenheit haben, einem
Mann der Praxis, einem richtigen Operator"
Fragen zu stellen. Ich hole meinen Pad und Stift
heraus und sage: "Bevor wir anfangen, folgender
Vorschlag: Könnten Sie bitte Ihren Usernamen
nennen, bevor Sie eine Frage stellen. Auf diese
Weise kann ich Ihnen gewisse Probleme an konkreten
Beispielen erläutern. Das ist einfacher zu
verstehen." Der Dozent schluckt es - mit
Senf und Catsup. Beispiele sind per default gut.
Sag niemals was gegen Beispiele an einer Uni! "Ok,
erste Frage. Sie da drüben..." "Wie
beurteilen Sie den Schutz von persönlichen
Daten auf einem Mehrbenutzersystem?" "Wie
war Ihr Username?" "CMS1103." >kritzelkratzel< "Schutz
von persönlichen Daten ... Hmmm. Ein heisses
Thema, wirklich. Sie denken zum Beispiel, wenn jemand
Ihre private mail liest, worin Sie sich mit Ihrem
Therapeuten unterhalten? Zum Beispiel, warum Sie
sich vor Ihrer Frau immer im Schrank verstecken?" "AAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRGGGGGGGHHHHHH!!!!!" "Oh.
Das kam wohl nicht so gut an. Oder er musste dringend
weg. War vielleicht kein so gutes Beispiel. Nächste
Frage, bitte. Ja, Sie da hinten..." "CMS1136.
Ich würde gerne ..." "Ah. 1136,
der einzige User an der ganzen Uni, der in alt.sex.buggery.by.sailors.in.mums.clothing
aboniert ." "Nur für rein wissenschaftliche
Zwecke!" "Natürlich! Für
einen Wissenschaftler haben Sie eine beträchtliche
Posting-Statistik dort, finden Sie nicht?" "NNNNNGGGGGGAAAAAAAAGGGGGGGHHHHHH!!!!" "Der
nächste bitte..." Zwei Minuten später
sind wir allein im Hörsaal. Das ist eben das
Problem mit den heutigen jungen Leuten: Die wollen
nichts mehr lernen... Ich gehe zurück zu meinem
Kontrollraum und Sam ist schon wieder auf der Konsole
eingeschlafen. Ich glaube jetzt, er ist DOCH hinter
meinem Job her. So ein Einsatz... Ich nehme mir
vor, bei Gelegenheit ein paar notwendige Änderungen
in der Gehaltsdatenbank vorzunehmen. Man kann nie
vorsichtig genug sein... Kranken- und Unfallversicherung
braucht Sam eigentlich nicht. Ich lege den Hörer
auf die Gabel - da erste Mal heute nachmittag -
und sofort fängt das Ding an zu rattern. ES
REICHT! Um mein Mittagsschläfchen zu retten,
leite ich den Anschluss auf 110 um. Das wird ihnen
eine Lehre sein! Ups, fast vergessen, den Ausredenkalender
umzublättern. "Statische Aufladung
wegen Nylon Unterwäsche" Naaah, viel
zu plausibel - obwohl, ich könnte die Unterwäsche
von Fall zu Fall persönlich überprüfen...
nee, lieber nicht, weiss was dabei ans Tageslicht
kommt. Ich blättere eins weiter. "Statische
Aufladung durch Plastik-Rechenschieber" Na,
das ist doch mal was! Eine echte Herausforderung!
Ich hebe die Telefonumleitung auf und plaziere
dann den Papierkorb unter dem Druckerauswurf - endlich
eine technisch fortgeschrittene Lösung! Während
ich noch mein Werk bewundere, läutet es. Das
könnte der grosse Wurf werden! "Hallo?" "Hallo,
ähm, wie kann ich mein File auf Rechtschreibfehler
prüfen?" "Ganz einfach. Tippen
Sie 'spell' und den Filenamen." "Danke." Ich
bin wieder mal höllisch hilfsbereit heute morgen.
Vor allem weil ich weiss, dass meine spezielle Version
von 'spell' Fehler erzeugt, statt sie zu beseitigen.
Aus 'Freund' wird 'Fruend' und umgekehrt. Ein Augenschmaus!
Das Telefon klingelt - sie sind's wieder. "Irgendetwas
stimmt nicht mit dem 'spell' Programm." "Wie
kommen Sie denn da drauf?" "Weil mein
File plötzlich voll mit Fehlern ist!" "Hm,
das klingt nicht gerade nach 'spell'. Sind Sie über
Ihren PC eingeloggt?" "Ja, aber ich
..." "Bitte, überlassen Sie die
technische Diagnose mir! Also, ist da irgendwo ein
Rechenschieber auf oder in Ihrem Schreibtisch?" "Ähm
>klapper< ja, aber..." "Aha.
Haben wir's schon. Sie haben eine statische Aufladung
auf Ihrer Festplatte, verursacht von den wechselnden
elektrostatischen Feldern, die der Rechenschieber
erzeugt - Sie wissen schon: so, wie er kleine Papierfiezel
anzieht, wenn sie ihn an Ihrem Pullover reiben..." DUMMY
MODE ON "Oh. Was kann man da machen?" "Sie
wissen doch, wie Sie solche lästigen Papierfiezel
von Ihrem Rechenschieber weg bekommen? Genau, Sie
schlagen damit auf die Tischkante, bis die elektrischen
Felder sich im Erdmagnetfeld auflösen. Machen
Sie das gleiche mit Ihrem PC. Sagen wir, zwanzig
mal - heben Sie ihn etwa dreissig Zentimeter über
den Tisch und lassen ihn fallen." "Ah,
gut. Bleiben Sie kurz dran?" "Sicher." Das
würde ich nicht mal für die Simpsons verpassen! >polter< >polter< >polter< >klirr< "Äh,
hallo? Der Schirm ist plötzlich dunkel geworden..." "Das
ist ganz normal, das macht er immer; soll er sogar.
Machen Sie weiter. Und wenn Sie mit dem PC fertig
sind, machen Sie sicherheitshalber das Gleiche auch
noch mit dem Schirm. Manchmal breitet sich die Aufladung
über die Kabel bis in den Schirm aus." >polter< >polter< >polter< >schepper< Ich
lege auf. Später gehe ich raus in den öeffentlichen
CIP-Pool und träufle unauffällig Honig
in die Schlitze der Floppy Laufwerke, als plötzlich
ein Typ auftaucht, der verdammt wie Lee Harvey Oswald
aussieht, und mich über den Haufen schiesst.
Aber der Knall kommt aus dem Maschinenraum, und
während ich an einer blutbesudelten IBM Maschine
zusammensacke, höre ich den Ex-System-Manger
im Hintergrund kichern... Noch später, im
Krankenwagen, wird mir klar, dass ich von dem Typen
nicht mal die Userkennung habe... Dann wird alles
dunkel.
Fortsetzung
folgt..... ;-)
|
|